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Werdegang Lothar Königs

Lothar König, Stadtjugendpfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde von Jena, wurde 1954 in Nordhausen geboren. Lothar ist verheiratet, hat vier Kinder und drei Enkelkinder. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Lehre als Zerspanungsfacharbeiter, ehe er von 1975 bis 1977 eine Ausbildung als Diakon in Eisenach erhielt und danach Theologie in Erfurt und Jena studierte. Während seines Studiums fand er Anschluss an die Junge Gemeinde in Jena, in der neue Formen der kirchlichen Jugendarbeit erprobt wurden: Lesekreise, Rockmusik, freie Gespräche und öffentlichkeitswirksame Aktionen gegen den repressiven DDR-Staat.

Früh schon wurde die Stasi auf Lothar aufmerksam, der ab 1986 bis 1990 in Merseburg als Pfarrer wirkte, hier eine Junge Gemeinde aufbaute und Ende der 80er Jahre im Ort die Montagsdemos mit organisierte. Abgehörte Telefongespräche, eine verwanzte Wohnung und dicke Stasi-Akten waren die Folgen seiner politischen Arbeit. Auch enge Freunde von Lothar litten unter dem Stasi-Regime und saßen zum Teil mehrere Jahre im Gefängnis.

1990 wurde Lothar nach Jena versetzt und baute als Stadtjugendpfarrer die nach Neonazi-Überfällen verwüstete JG Stadtmitte wieder auf. Eine völlig neue Generation zieht nun in die Räume ein und besetzt diese mit ihren Vorstellungen und Träumen. Alternative, Studierende, politisch interessierte Menschen aber auch obdachlose Jugendliche finden hier einen freien Raum. Für manche ist es die letzte Anlaufstelle. „Jesus hat vorgelebt, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind“, lautet eine von Lothars Maximen.

Seine Arbeit mit Punks und das politische Engagement gegen Rechts ist jedoch nicht wenigen ein Dorn im Auge. In das Konzept der „Boomtown Jena“, welches Politiker und Unternehmer forcieren, passen keine Jugendlichen in zerrissenen Klamotten und auch neonazistische Strukturen werden eher bagatellisiert als öffentlich gemacht. 1996 will man der JG Drogenhandel nachweisen. Die Jenaer Polizei veranstaltet eine große Razzia – mit dem Ergebnis, dass sich ein Jahr später der Thüringer Innenminister bei der JG öffentlich entschuldigt. Die Junge Gemeinde wird von da an zunehmend akzeptiert.

Aber es ist ein schwieriger Weg mit vielen Hindernissen. Nach mehreren Angriffen von Neonazis auf die JG-Stadtmitte, wird Lothar 1997 von Burschenschaftern schwer verletzt. Die Narbe vom Schlagring ist heute noch zu sehen. Später versucht die Stadt, durch radikale Kürzung der städtischen Fördermittel die JG zum Aufgeben zu veranlassen. Bundesweit erhält sie jedoch Anerkennung für ihr Engagement gegen Rechts und die Arbeit mit obdachlosen Jugendlichen und Migranten in Form renommierter Preise. So werden ihr bspw. der Niemöller-Preis, der Bundesjugendförderpreis, die Georg-Bernard Plakette und der Dieter Baacke Preis verliehen.

Längst ist die JG, die nicht nur in Jena einen wesentlichen Anteil an der Zurückdrängung der Neonazis und ihrem „Fest der Völker“ hat, als fester Standort der Jugendarbeit in Jena anerkannt. Innerhalb eines breiten Bündnisses sind wir bei den Protesten gegen Rechts in Thüringen und Sachsen aktiv und engagieren uns gegen die Castor-Transporte. Ein weiterer wichtiger Pfeiler in der Arbeit sind die jährlichen Fahrten nach Israel/Palästina zu dortigen Partnergruppen. Seit 2004 ist Lothar als Stadtrat in der Fraktion der „Bürger für Jena“ auch kommunalpolitisch aktiv und engagiert sich dort für eine freiheitliche Gesellschaft, in der die Würde des Menschen unantastbar ist!