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Am Freitag, dem 15. November ist es nun nach der kurzen Auszeit bereits wieder soweit. Ab 19.00 kann man sich in der JG einen Film anschauen: Dass du zwei Tage schweigst unter der Folter

Am 16. Juni 1977 wird die 30-jährige Elisabeth Käsemann beigesetzt. Ihre Eltern teilen der Öffentlichkeit mit: „Wir haben heute unsere Tochter Elisabeth auf dem Lustnauer Friedhof bestattet. Am 11. Mai 1947 geboren, am 24. Mai 1977 von den Organen der Militärdiktatur in Buenos Aires ermordet, gab sie ihr Leben für die Freiheit und mehr Gerechtigkeit in einem von ihr geliebten Land. Ungebrochen im Wollen mit ihr einig, tragen wir unsern Schmerz aus der Kraft Christi und vergessen nicht durch sie empfangene Güte und Freude.“ Käsemann war eines der mehr als 30.000 Opfern der argentinischen Militärjunta unter General Videla.

Das argentinische Militär hatte sich am 24. März 1976 an die Macht geputscht. Die Junta löste das rechtsgerichtete Regime von Isabel Peron ab. Die Witwe des Nazi-Sympathisanten Peron hatte nach ihrer Ansicht im Kampf gegen die Linke versagt. Kennzeichnend das Vorgehen der Junta ist ein Zitat des General Ibérico Saint Jean, Gouverneur der Provinz Buenos Aires, von 1977: „Erst werden wir alle Subversiven töten, dann ihre Kollaborateure, danach ihre Sympathisanten, danach die Unentschlossenen und schließlich die Zaghaften.“

Die junge deutsche Elisabeth Käsemann, Tochter des Theologieprofessoren Ernst Käsemann, studierte Soziologie. Ende September 1968 ging sie für ein Praktikum nach Lateinamerika und entschied sich, dort zu bleiben. Sie lebte in Buenos Aires und arbeitete in einem Sozialprojekt in den Slums der Metropole. Schon vor dem Putsch der Junta beteiligte sich Elizabeth in politischen Gruppierungen. Und auch als die Gefahr für ihr Leben im Argentinien der Junta immer größer wurde entschied sie sich dagegen, dass Land zu verlassen

So kam es, dass sie im März 1977 als Mitglied einer „oppositionellen Gruppe“ vom Militärgeheimdienst verhaftet und nach wochenlangen Folterungen am 24. Mai 1977 erschossen wurde. Das deutsche Auswärtige Amt war über den Fall Käsemann informiert, protestierte jedoch nicht. Außenminister Genscher setzte auf „stille Diplomatie“ – es war die Stille des Todes.

Der Dokumentarfilm zeichnet den Weg einer Frau nach, die bis zur letzten Konsequenz ihrer inneren Stimme gefolgt ist – bis zu ihrem gewaltsamen Tod. Er zeigt zudem den vergeblichen Kampf von Elisabeth Käsemanns Eltern um Gerechtigkeit nach dem Tod ihrer Tochter. Der Film klagt an, indem er die Rolle der deutschen Bundesregierung beleuchtet, die beste Wirtschaftsbeziehungen zur argentinischen Militärjunta unterhielt und sich wohl auch deshalb nicht für das Leben von Elisabeth Käsemann und anderer deutscher Verhafteter eingesetzt hat.