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Von nichts gewusst…


17. Okt. 2016

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Am 04. November jährt sich zum fünften mal die Selbstenttarnung des NSU. Ein Wohnmobil in Eisennach brannte aus. In diesem Moment ahnte wohl niemand die Tragweite der Verbrechen und des Komplexes, welcher bis heute noch Angehörige und Betroffene aber auch Gerichte, Untersuchungsausschüsse und Zivilgesellschaft beschäftigt.

Wir wollen nun den Blick wagen und mit den Betroffenen ins Gespräch kommen. Genauer: mit den Betroffenen des Nagelbombenanschlags in Köln. Betroffene des Anschlages wiesen bereits 2004 darauf hin, dass die Täter Nazis gewesen sein könnten. Die Ermittlungsbehörden ignorierten diese Hinweise. Dafür haben wir Mitat Özdemir (Ehrenvorsitzender IG Keupstraße) und Peter (Vertreter der Initiative „Keupstraße ist überall!“) eingeladen um über ihre Erfahrungen vor und nach der Selbstenttarnung des NSU zu sprechen und um gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

Die Veranstaltung findet am Donnerstag, dem 03.11. ab 19.00 Uhr in der JG-Stadtmitte statt.

Doch wir wollen nicht nur die Versäumnisse und Fehler der Vergangenheit betrachten. Unser Anspruch ist es auch heute, im hier und jetzt, auf rassistische und nationalistische Aktivitäten hinzuweisen und uns mit diesen Auseinanderzusetzen. Darum haben wir Sören Kohlhuber in die JG eingeladen. Sören Kohlhuber ließt aus seinem Buch „Retrofieber“. Im Buch berichtet er von seinen Erlebnissen und Erfahrungen während er fast 50 rechte Aufmärsche in den Neuen Bundesländern begleitete. Dies geschah in einer Zeit, in der u.a. Neonazis aus den 1990er Jahren darauf hofften, die Straßen wieder zurückzuerobern, um gegen Asylsuchende zu hetzen. Das Retrofieber der Rassisten sorgte für über 1.000 rassistische Aufmärsche und tägliche Übergriffe auf Asylunterkünften in der gesamten Bundesrepublik.
Das Buch ist die Fortsetzung von „Deutschland, deine Nazis“ aus dem Jahr 2015.

Die Veranstaltung findet am Samstag, dem 26.11. ab 20.00 Uhr in der JG-Stadtmitte statt. Anschließend wird es eine musikalische Afterlesungsdorfdisko mit Torsun (Egotronic) und DJ Teilhuber (seit den 80ern in Dorfkneipen gefangen) geben.

Weiterhin wird uns Ismail Küpeli auf dieser Veranstaltungsreihe unterstützen. Diesmal wird der Historiker und freie Journalist zum „Türkischen Nationalismus in Deutschland“ referieren. Um Missverständnissen vorzubeugen: Rechte und rechtsextreme türkisch-nationalistische Strömungen und Organisationen sind in Deutschland keine Neuheit. Seit Jahrzehnten sind türkische Nationalisten und Rechte auch in Teilen der türkeistämmigen Bevölkerung aktiv – und dies weitgehend ungestört. Ein Grund für das mangelnde Interesse ist der oft nicht-öffentliche Charakter ihrer Aktivitäten. Statt auf Demonstrationen und Kundgebungen konzentrieren sich diese Organisationen weitgehend auf interne Vereins- und Stadtteilarbeit. Dabei gelingt es türkischen Rechtsextremisten immer wieder, sich dem jeweiligen Feld anzupassen. Gegenüber einem türkischsprachigen Publikum werden die eigenen Inhalte offen propagiert, im öffentlichen Erscheinungsbild und in deutschsprachigen Verlautbarungen legen sie dagegen Wert, den Anschein eines „ganz normalen“ Moscheevereins zu wahren, dessen vereinsinterne Arbeit und Aktivitäten im Stadtteil keinerlei politischem Anspruch folgen. Ohne Kenntnisse der entsprechenden Netzwerke, Organisationen, Symbole und Codes fällt es schwer, rechtsextreme türkische Akteure und deren Aktivitäten zu erkennen und einzuordnen.

Ismail Küpeli wird versuchen die aktuellen Erscheinungsformen einzuordnen und einen Zugang zum Thema des türkischen Nationalismus in Deutschland schaffen.

Die Veranstaltung findet am Donnerstag, dem 08.12.2016 ab 19.00 Uhr in der JG-Stadtmitte statt.

Eine weitere Veranstaltung ist noch in Planung, also bleibt gespannt und beobachtet unsere diversen Kanäle.

Bis dahin und bis bald,

Eure JG.