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Zum Gedenken am 09.11.16 in Jena

Der 09. November 1938 markiert ein einprägendes Datum in der deutschen Geschichte. In der Nacht brannten in ganz Deutschland Synagogen, Wohnungen und Büros von jüdischen Menschen. Der Tag markiert die Finalisierung der „Endlösung der Judenfrage“ des Nationalsozialismus. Jüdischen Menschen wurde der Handel verboten, sie wurden diskriminiert und ihrer Existenzgrundlage beraubt. Ein jüdisches Leben in Deutschland wurde ausgeschlossen. Doch die Reichspogromnacht war nicht eine alleinige Aktion der SA oder der NSDAP. Sie war eine Aktion der Bevölkerung, die wegschaute oder sogar mit half. Beteiligt waren ebenso Feuerwehren, die darauf achteten, dass die Nachbarhäuser keine Flammen fingen, aber kaum eine Synagoge löschten.

In Jena wurden am 09. November 1938 alle noch verbliebenen jüdischen Geschäfte geschlossen. 18 jüdische Männer wurden inhaftiert und in das KZ Buchenwald deportiert. Ein Großteil der, schon recht kleinen, jüdischen Gemeinde in Jena war unter dem Druck der Nationalsozialisten bereits emigriert. Die in Jena lebenden Juden mit polnischer Staatsbürgerschaft, 14 Kinder, Frauen und Männer, wurden bereits am 28. Oktober 1938 verschleppt. Sie gelten bis heute als verschollen.

Diesen Menschen aus Jena, aber auch aus allen anderen Städten und Orten, wollen wir gedenken. Am 09. November 2016. Einem Tag der an die 12 Jahre der systematischen, industriellen Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland erinnert.  Wir wollen an diesem Tag aber auch Anstoß daran nehmen, dass Antisemitismus auch im Heute wieder fröhliche Urständ feiert. Direkt neben uns. Die Demonstration der neonazistischen Thügida ist ein klares Zeichen für die antisemitische Symbolpolitik von Neonazis im Jahr 2016. Am Tag der Reichspogromnacht mit Fackeln – und am liebsten auch noch in Häftlingskleidung – durch Jena zu ziehen und den Nationalen Sozialismus zu propagieren, ist Drohung und Relativierung der Shoa zugleich. Sie propagieren auch heute noch die Unterteilung in wertes und und unwertes Leben.

Diese neonazistischen Gruppen solidarisieren sich zu gern aus ihrem Antisemitismus und ihrer Vernichtungsideologie heraus mit den Palästinensern und bezeichnen Gaza als Konzentrationslager . Diese neonazistischen Gruppen, benennen die alliierte Kriegsintervention als „Bombenholocaust“  aber negieren die Shoa . Sie setzen ihre Ideologie im Alltag um. Sie bedrohen, verfolgen, schlagen und morden, was nicht in ihr Weltbild passt.

Sie besitzen jedoch nicht die strukturelle Macht wie 1933, um ihre Ideologie auch auf Staatsebene durchzusetzen.

Ein „Nie wieder!“ bedeutet in diesen Tagen nicht nur, sich einem Naziaufmarsch entgegenzustellen. Es bedeutet viel mehr aus der historischen und aktuellen Verantwortung heraus eine Verpflichtung für unser heutiges Handeln zu erkennen. Ein  Handeln, welches sich an diese, unsere Gesellschaft richtet.

Aufzustehen, wenn Unrecht gesehen wird. Aufzubegehren, wenn Unrecht geschieht.

Dieses Unrecht verschwindet nicht mit einem Verbot eines Naziaufmarsches oder dem Abzug der Neonazis oder einer Blockade eines Naziaufmarsches. Für das Ende von Unrecht benötigen wir ein Umdenken in dieser Gesellschaft. Ein solidarisches Miteinander. Eine Basis für unser Zusammenleben. Ein Gegenüber zur Feindbildpolitik, welche in diesen Tagen wieder massiven Zulauf findet.

Erinnern. Mahnen. Handeln.

Die Veranstaltungen im Überblick:

16.30 Uhr – Fürbittandacht (Stadtkirche, Jena) (1)
17.00 Uhr – Gedenken an die jüdischen Opfer (Marktplatz, Jena) (2)
17.30 Uhr – Mahngang vom Marktplatz zum Westbahnhof
18.00 Uhr – Gedenken an die Deportierten Juden, Sinti und Roma (Westbahnhof) (3)

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EA-Nummer: 01511-2926954

Demo-Sanis: 0157-35611599

Informationsmaterial:

Karte der Stolpersteine in Jena

Header für Facebook etc.pp.

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