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Das „Läuft Nicht!“-Bündnis möchte sich im Nachgang des 09. November 2016 bei allen Menschen bedanken, die sich an den Gedenkveranstaltungen sowie an Protesten gegen den Nazi-Aufmarsch beteiligten. Bereits in der Vorbereitung auf das Geschehen am 09.11. hatte sich das Bündnis klar dafür eingesetzt, das Gedenken an die Reichspogromnacht in den Mittelpunkt zu stellen und die die Veranstaltungen hierzu zu unterstützen. Dies ist mit der Teilnahme von über 1000 Menschen an den Gedenkveranstaltungen gelungen. „Wir werden uns diese historisch bedeutsamen Tage nicht inhaltlich von faschistischen Aufmärschen dominieren lassen“, sagt Harald Zeil – Sprecher des Jenaer „Läuft Nicht!“-Bündnis. Der Talmud sagt: Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. „Wenn wir ein ‚Nie wieder’ fordern, ist unsere Aufgabe zu verstehen, was unter der nationalsozialistischen Herrschaft passierte und vor allem zu erinnern und zu mahnen, damit es nie wieder geschieht“, so Zeil weiter.

Bereits während der Gedenkveranstaltungen und in deren Nachgang beteiligten sich mehr als 2000 Menschen im und um das Damenviertel vielfältig, eindeutig und kreativ an den Protesten gegen den „Thügida-Aufmarsch“. Acht Personen mussten wegen Pfeffersprayeinsatz durch die Polizei von Demonstrations-Sanitätern behandelt werden. Sechzehn Personen waren vorübergehend in polizeilichem Gewahrsam. Erschreckend ist, dass minderjährige GegendemonstrantInnen über Stunden festgehalten wurden.

Das neonazistische Bündnis um „ThüGIDA“ zeigte bei diesem Aufmarsch erneut sein wahres Gesicht. Vor den Augen und Ohren von Polizei und Versammlungsbehörde wurde von der erneuten Machtergreifung durch Nationalsozialisten gesprochen und die Gründung der SS heroisiert. Der verbotene „Kühnen-Gruß“ wurde durch Teilnehmer der Thügida-Demonstration gezeigt, der Anmelder David Köckert aus Greiz aber auch Alexander Kurth aus Leipzig bedrohten sowohl den Polizeichef, die Versammlungsleitung als auch anwesende Landtagsabgeordnete erneut massiv. Im Fall von Katharina König nahmen sie eindeutigen Bezug auf die Morddrohung im Lied der Schweizer Neonazi-Band „Erschiessungskommando“.
„In Redebeiträgen fanden klare Bezugnahmen auf das III. Reich statt, Sprechchöre wie „Jena, Jena wir sind da – eure Anti-Antifa“, oder auch „Ruhm und Ehre der deutschen Nation“ schallten durch Jena. Wir erwarten angesichts verbaler Drohungen, aber auch eindeutiger Straftaten durch die Teilnehmer des Neonazi-Aufmarsches, ein klareres und schnelleres Eingreifen“, so Vertreter des Bündnisses.
Albrecht Schröter, der Oberbürgermeister der Stadt Jena erklärte gestern, dass er das Versammlungsgeschehen „gelassen sehe“.

„Wir werden nicht wegschauen oder gelassen bleiben, wenn in Jena erneut eine neonazistische Bedrohungslage geschaffen wird“, so Konrad Erben, für das „Läuft Nicht!“-Bündnis. „Wir sind auch diesmal solidarisch mit allen Betroffenen rechter Gewalt!“.

Wir danken den mindestens 2000 Menschen aus ganz Thüringen, welche sich heute auf der Straße bewegt haben und mit vielfältigen Aktionen erinnert und gehandelt haben. Wir werden es nicht zulassen, dass sich in Jena eine rechte Bedrohungslage manifestiert. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die „Gelassenheit“ der falsche, ja sogar ein unverantwortlicher Ansatz wäre.