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Am Mittwoch, den 10. August 2011 durchsuchten Sächsische Polizeibeamte auf Weisung des  Amtsgericht Dresden auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dresden Privat- und Diensträume von Lothar König, Stadtjugendpfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde von Jena. Sie beschlagnahmten Computer, Unterlagen und einen Lautsprecherwagen. Im Februar diesen Jahres hatte Lothar König in Dresden an den Demonstrationen gegen die Nazi-Aufmärsche teilgenommen und, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, als Fahrer und Halter eines Lautsprecherwagens mittels selbst oder von Dritten vorgenommenen Durchsagen zu Gewalt gegen Personen und Sachen aufgewiegelt. „Schwerer aufwieglerischer Landfriedensbruch in Tateinheit mit versuchter Strafvereitlung sowie versuchter Nötigung“ lautet der Vorwurf gegen ihn nach Paragraph 125, 125a, 240, 258 Strafgesetzbuch. Lothar König bestreitet diese Vorwürfe.

Wir, Mitglieder von DDR-Oppositionsgruppen, Aktivisten des Herbstes ’89 und Weggefährten von Lothar König, protestieren aufs schärfste gegen diese Durchsuchungen und Beschlagnahmungen. Wir fordern die sofortige Einstellung des Verfahrens gegen Lothar König, die Rückgabe aller beschlagnahmten Gegenstände und eine Entschuldigung der Vorfälle durch den Sächsischen Ministerpräsidenten Tillich.

Lothar König war seit Ende der 1970er Jahre in Thüringen aktiv in der Offenen Arbeit und der unabhängigen Friedensbewegung. Im Herbst 1989 gehörte er zu den Aktivisten der Friedlichen Revolution in Merseburg. Seit 1990 leitet er die JG Stadtmitte, die seit Ende der 1970er Jahre der wichtigste Ort der Opposition in Jena war und auch heute, trotz wiederholter Überfälle und Anschlägen von Nazis, einer der wichtigsten Orte für Direkte Demokratie in Jena darstellt.

Es ist ein Skandal, dass nach der Erhebung von fast einer Millionen Mobilfunkdaten per Funkzellenabfrage am 19. Februar diesen Jahres in Dresden insgesamt fast 700 Verfahren im Zusammenhang mit den Demonstrationen und Aktionen gegen den Europaweiten Aufmarsch von Nazis am 19. Februar 2011 von der Sächsischen Staatsanwaltschaft eingeleitet wurden. Offenbar gibt es in Sachsen starke politische Kräfte im Staatsapparat, die den Rechtsstaat als Polizei- und Obrigkeitsstaat interpretieren. Sie versuchen deshalb schon heute, politischen Kritiker/innen ihrer Methoden wie Lothar König mit Polizeistaatsmethoden einen Maulkorb zu verpassen. Wehret den Anfängen! Wir fordern die sofortige Einstellung aller Verfahren und eine lückenlose Aufklärung der Erhebung von Mobilfunkdaten.

Erstunterzeichner:

Erstunterzeichner:

Irene Fechner (Rentnerin, Berlin)

Wolfgang Geffe (Diakon, Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum, Jena)

Sebastian Gerhardt (Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte, Berlin)

Bernd Gehrke (Publizist und Erwachsenenbildner, Berlin)

Gullymoy S. Geißler (AG Offene Kirche/ AGOK Sachsen, Chemnitz)

Kerstin Gierke (Berlin)

Annett Gröschner (Schriftstellerin, Berlin)

Thomas (Kaktus) Grund (Vorstand Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“, Jena)

Anne Hahn (Autorin, Subkulturforscherin, Berlin)

Dr. Renate Hürtgen (Historikerin, Berlin)

Werner Jahn (Coloradio, Dresden)

Wolfram Kempe (Schriftsteller, Berlin)

Thomas Klein (Zeithistoriker, Initiative Vereinigte Linke, Berlin)

Uwe Kulisch (Kurator, Freiheit e.V., Erfurt)

Judith Porath (Opferperspektive, Berlin)

Peter Rösch ( Restaurator, JG-Stadtmitte Jena)

Wolfgang Rüddenklau (selbstständig, Berlin)

Andreas Schreier (Dipl. Ing., Redaktion telegraph, Berlin)

Anne Seek (Teilhabe e.V., Berlin)

Marion Seelig (MdA, Berlin)

Dirk Suchy (Musiker, Schauspieler)

Dirk Teschner (Kurator, Redaktion telegraph, Berlin)

Dietmar Wolf (Redaktion telegraph, Berlin)

Offene Arbeit Erfurt

Wolfgang Musigmann (Diakon, Erfurt)