Geschichten rund um die Razzia
Freitag, 26. August 12.45 Uhr am Erfurter Bahnhof.
Der Zug Richtung Jena fährt ein, wie immer steigen viele aus, wie immer wollen viele einsteigen. Das Gedrängel in Erhoffnung eines Sitzplatzes beginnt. Unter den Dränglern ein Polizist in Uniform. Ein Thüringer Polizist. Er scheint ein besonderes Bedürfnis auf einen Sitzplatz zu haben, drängelt sich durch die vor den Türen auf den Einstieg wartenden hindurch, rempelt an. Ein älterer Mann, ca. 60 / 65 Jahre, inmitten der Wartenden stehend ruft ihm laut zu: „Sie meinen wohl, sich alles erlauben zu können? Wir sind hier doch nicht in Sachsen!“
Mittwoch, 24. August, 21:19 Uhr
Über den e-mail-account der JG-Soligruppe erhalten wir eine Nachricht. Ein weiterer Mensch aus Jena hat Anzeige gegen die sächsischen Behörden wegen einer Ordnungswidrigkeit beim Jenaer Ordnungsamt erstattet. Der Grund: die Polizei-Fahrzeuge parkten während der Razzia ohne Parkticket auf dem Eichplatz.
Freitag, 19. August gegen 14:00 Uhr
Einer von vielen Anrufen auf dem Anschluß der JG. Eine Dresdnerin erklärt ihre Solidarität. Wut und Empörung auf Dresden, Sachsen, das Vorgehen…sind deutlich spürbar. „Jeder, der denen nicht passt ist doch für die Mitglied einer kriminellen Vereinigung“. Nach einigen Minuten erzählt sie von sich und ihrer Familie. Ein Sohn die Ausbildung beendet, der zweite beendete gerade sein Abitur und wolle nun studieren. In Jena gäbe es doch eine Uni. Ob wir ihr helfen könnten, eine Wohnung zu finden: sie halte das in Sachsen nicht mehr aus.
Uns ist bewusst, dass es in Thüringen, Brandenburg, Bayern.. nicht wirklich besser sein mag. Trotzdem bringt uns insbesondere die Vorstellung der geflügelten Aussage: „Wir sind doch hier nicht in Sachsen“ zum schmunzeln und lachen.