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8. Sep.. 2015

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, war am Wochenende viel los im Umfeld der JG. Am Freitag fand eine Fürbitte für die ermordeten Menschen auf der Flucht in der Stadtkirche St. Michael in Jena statt. 100 Menschen haben sich dort versammelt, haben 71 Kerzen für die verstorbenen aus dem Kühllaster in Österreich angezündet, zusammen gebetet, gemahnt und gedacht. Die Fürbitte fand auf Deutsch und Arabisch statt. Syrische Geflüchtete beteten, gedachten. Gemeinsam mit allen anderen Menschen. Als am Ende 71 Luftballons in den Himmel stiegen blieben die Blicke der Menschen vor Ort so lange am Horizont, bis die Luftballons hinter diesem verschwunden waren. An den Luftballons hing ein kleiner Text, welchen wir euch hier zum lesen geben wollen.

71 Menschen fliehen vor Krieg und Gewalt

und ersticken elend in einem Kühllaster.

Sie suchten das Leben und fanden den Tod.

Wann fängt an unsere Menschlichkeit zu leuchten?

Wann hören wir auf,

       uns die Luft zum Atmen zu nehmen?

In Erinnerung und zum Gedenken an die Toten

         der europäischen Flüchtlingspolitik.

Gott, nimm dich ihrer Seelen an.

Am Samstag dann erreichte uns recht kurzfristig die Nachricht, dass ein Zug Geflüchteter aus Österreich in Saalfeld ankommen sollte. Die Bilder der Menschen, welche die Autobahn in Ungarn entlang liefen und am Ende mit Bussen nach Österreich gefahren wurden kursierten schon lange in den (sozialen) Medien und so sammelten sich auch am Samstag in Jena wieder Menschen um zu unterstützen und die Geflüchteten in Empfang zu nehmen. Etwa 60-70 Personen schmierten dann im Haskala in Saalfeld Brote, packten Carepakete und nahmen Spenden entgegen. Wie schnell und wie strukturiert diese Hilfe entstehen konnte überraschte viele, doch es war auch ein großes Netzwerk aus ganz Thüringen, welches dieses ermöglichte. Menschen die schon seit Jahren versuchen Geflüchtete zu unterstüzen, auch in Momenten in denen keine große Öffentlichkeit oder ein Kamerateam dies dokumentiert.

Als dann 20.30 der Zug mit über 570 Menschen in Saalfeld ankam und zur Aufnahme nach Gorndorf gebracht wurde stand vielen Menschen ein lächeln im Gesicht. Den Menschen aus dem Zug, weil sie es geschafft hatten. Diese lange Reise vorerst zu beenden und weil sie nicht mit solch einem Empfang gerechnet hatten. Den Menschen auf dem Fußweg, weil sie sich über jeden freuten der hier lebend angekommen ist. Trotz dem Krieg, trotz der europäischen Außenpolitik, trotz der Mauern welche sich auf ihrem Weg säumten. Einen kleinen Überblick dazu bietet auch dieser TLZ-Artikel. Mittlerweile befinden sich die Geflüchteten in Hermsdorf, aber in Erfurt kommen bereits die nächsten Züge an und weitere Menschen sammeln Spenden, um wenigstens eine Grundversorgung zu gewährleisten.

Falls ihr aktuelle Informationen braucht, wissen möchtet wo ihr helfen könnt: Der Twitteraccount @thueringenhilft gibt immer aktuelle Informationen rüber.

Das war es erstmal von uns,

Viele Grüße eure JG.

header fürbitte_bearbeitet-1

Gemeinsam mit der Evang.-Luth. Kirchengemeinde in Jena und muslimischen und christlichen Geflüchteten findet morgen eine Fürbitte statt, ein Gedenken an die toten Menschen. Ein Gedenken an die Menschen, welche vor der Festung Europa gestorben sind, welche auf den Autobahnen auf Ladeflächen sterben, welche nicht genügend Verpflegung haben und den Weg nach und durch Europa nicht überstehen. Wir wollen Gedenken und mahnen. Gemeinsam. Denn diese Tragödien beschäftigen uns alle und fordern uns alle auf, dass wir uns für eine andere Asyl- und Flüchtlingspolitik einsetzen.

Darum treffen wir uns morgen 11.00 Uhr in der Stadtkirche in Jena. Die Fürbitte und das Gedenken werden in arabischer und deutscher Sprache gehalten.

Ohne dass es abgesprochen war, veröffentlichen vor wenigen Tagen die Prinzessinnenreporter einen Artikel von Bernhard Torsch, welcher wie kein anderer wunderbar aufzeigt, warum unsere Initiative Zigaretten statt Spielzeug, wenn auch mit einem Augenzwinkern, eine ernst gemeinte Aufforderung zu einer mühelosen zwischenmenschlichen Geste darstellt:

Rauchzeichen der Zivilisation

Auch Flüchtlinge haben ein Recht auf Rauch, von Gastprinzessin Bernhard Torsch.

Die Zigarette war mal das Rauchzeichen der Zivilisation. Bevor die technokratischen Berechner von Menschenkosten in Tateinheit mit von Todesangst besessenen Körperkultisten alles Übel, das dem Menschen widerfahren kann, auf das Verbrennen von Tabak schoben, galt es als zutiefst humane Geste, jemandem eine Zigarette anzubieten, und wenn´s die letzte vor dem Erschießungskommando war.
Aus. Vorbei.
Die Nazis, die ersten Nichtraucher-Aktivisten, haben ihren Krieg gegen alles Schöne und Wahre wenigstens auf dem Schlachtfeld der Volksgesundheit gewonnen. Wer immer noch raucht, gilt inzwischen als suizidaler Klotz am Bein der vorgeblichen Solidargemeinschaft der Krankenversicherten, als mutwilliger Beschädiger der Ware, die anzubieten ihn der Kapitalismus zwingt, seines Körpers nämlich. Der Mensch soll früh nützlich werden, es lange bleiben und, wenn der Verfall dieser Nützlichkeit nicht mehr aufzuhalten ist, rasch sterben. Am besten beim Paragliding oder durch Herzkasper beim Joggen, denn dies zieht keine, horribile dictu, Kosten für das Gesundheitssystem nach sich wie etwa Krebs oder COPD.

Eine Ahnung davon, was Zigaretten einmal waren und dort, wo noch nicht die Menschenoptimierer oder lebensfeindliche Fanatiker das Sagen haben, immer noch sind, gibt der Schlager „Ein Schiff wird kommen“. Im von Josefine Busch ins Deutsche übertragenen und von Lale Andersen gesungenen griechischen Lied, das von der Sehnsucht nach dem Geliebten und unterschwellig von der Sehnsucht nach dem wirklichen Leben handelt, haucht die Protagonistin an einer Stelle: „Und jetzt bist du da und ich halte dich in meinen Armen. Komm, gib mir noch nen Zug von deiner Zigarette! Schau, unter unserem Fenster, der Hafen mit den bunten Lichtern…“.

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Das Warten hat ein Ende


31. Aug.. 2015

Frisch aus der Sommerpause zurück geht es nun wieder los in der JG! Steckt uns auch noch ein bisschen von der WERKSTATT und Polenrüste im Kopf, so stehen doch schon die ersten Pläne und Ideen für die zweite JG-Jahreshälfte. Vor allem steckt uns aber eine Riesenwut im Bauch auf den rassistischen Wahnsinn in den Köpfen, auf den Straßen und die Kultur des Schweigens und Abschottens hinter privilegierten Vorhängen. Viele Abgründe, die sich zeigen aber noch viel mehr Gründe um dran zu bleiben, nicht zu resignieren sondern zusammen zu kommen, zu unterstützen, die Zustände zu benennen und die Lautlosigkeit zu durchbrechen.

Für alles was zwischendurch so los war und was als nächstes ansteht treffen wir uns zur ersten Inforunde mit Offenem Abend am Dienstag, den 1. September ab 19 Uhr. Und nicht nur das. Es kommt noch ein genialer Überraschungsbesuch aus dem Underground Jesrusalems dazu: das improvisatorische dronige Metal-Doom-Stoner-Duo PARVE ist zu Gast um uns mit ihrem experimentellen Sound die Sommermüdigkeit zu vertreiben.

Und auch in den nächsten Wochen wird es nicht ruhiger. BANDA COMUNALE aus Dresden spielen die härtesten Töne für Blechblasinstrumente am Sonnabend, den 12. September in die JG. Das traditionelle Herbstfest in der JG featuring ausschweifende Wald- und Wiesenvorbereitungstouren um den Herbst höchstpersönlich in die JG zu holen steht als nächstes fett im Arbeitskalender. Neben DISTEMPER (Ska-Punk aus Moskau) & THE MOORINGS (Folk-Punk aus dem Elsass) am 09. Oktober sind mit dem Herbstbeginn auch mehrere aufrüttlende Lesungen und Vorträge geplant:

Den Anfang mach Hannes Heer am Mittwoch, den 07. Oktober / verschoben auf den 22. Oktober / zu „20 Jahren Wehrmachtsausstellung„. Der Historiker ist maßgeblich an der inhaltlichen Gestaltung der Wehrmachtsausstellung beteiligt gewesen, welche den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ auch außerhalb der Geschichtswissenschaft einer breiten Öffentlichkeit aufgezeigt hat und dafür einen revisionistischen Nerv in Deutschland getroffen hat. Weiter geht es am Donnerstag, den 15. Oktober mit Katharina König und den Verflechtungen zwischen „NSU, Statt & Gesellschaft sowie ihren Erfahrungen und aus und Einblicke in die Arbeit des Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss, der in diesem Jahr fortgesetzt wurde um die vielen nach wie vor ungeklärten Widersprüche und offenen Fragen wieder aufzugreifen. Gleich im Anschluss, am Freitag, den 16. Okrober haben wir Andreas Kemper eingeladen um die „AFD und die extreme Rechte“ näher zu beleuchten. Am Donnerstag, den 12. November kommt Ismail Küpeli um das von ihm herausgegebene Buch „Kampf um Kobane, Kampf um die Zukunft des Nahen Ostens“ vorzustellen und die politische Lage in der Türkei, den blutigen Bürgerkrieg in Syrien und den „Islamischen Staat“ darstellen und darüber hinaus die Überlegungen der AutorInnen zur Diskussion zu stellen.

Steht also schon eine Menge auf dem Plan. Aber der Plan wäre ja kein JG-Plan, wenn er nicht offen wäre für all das was dazwischen noch entstehen kann und was uns vielleicht noch so einfällt ; )

Flyer DD Heidenau 2

Die rassistischen Angriffe vom 21. und 22. August in Heidenau sind ein weiterer dramatischer Höhepunkt der aktuellen Welle von rassistischer Hetze, Gewalt und Brandanschlägen. Es reicht! Wir wollen der ohnmächtigen Wut einen politischen Ausdruck geben. Gewalt gegen Menschen, die vor Krieg und Not geflohen sind, ist kein ostdeutsches Phänomen. Auch in Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg sind Flüchtlingsunterkünfte angezündet oder geflutet worden. Die neue Dimension der pogromartigen Angriffe in Heidenau liegt darin, dass hunderte Rassist_innen und organisierte Nazis stundenlang eine Unterkunft belagert und angegriffen haben. Die Saat von PEGIDA geht auf. Die unsägliche Kumpanei mit dem alltäglichen Rassismus wird nur von der Ignoranz der Landespolitik übertroffen. Nach den Angriffen von Nazis in Freital und der Dresdner Zeltstadt kann kein_e Polizeiführer_in oder Politiker_in zwei Tage lang von den Ereignissen überrascht worden sein. Dies ist ein kalkuliertes Staatsversagen. Durch die Verharmlosung von Rassismus als Asylkritik und die verständnisvolle Politik gegenüber PEGIDA, konnten sich Nazis ermuntert fühlen auch Heime anzugreifen. Im Gegensatz zu der passiven Polizeitaktik an den Vortagen wurde gegen eine Demonstration von 250 Antifaschist_innen am 23.8. brutal durchgegriffen. Entgegen der Einpferchung von Geflüchteten in katastrophalen Unterbringungen, kämpfen wir für angstfreie und menschenwürdige Lebensbedingungen und Bleiberecht. Bereits jetzt organisieren tausende Menschen die Unterstützung für Geflüchtete an zahlreichen Orten, was der Staat in bewusster Planlosigkeit nicht getan hat. Es ist an der Zeit, dass alle Menschen aufbegehren, die diese Politik auf dem Rücken der Flüchtlinge nicht mittragen wollen. Es ist an der Zeit, dass wir uns gegen die Nazigewalt und rassistische Hetze wehren. Dresden ist ein zentraler politischer Ort für diese Auseinandersetzung. Es ist an uns.

Daher der Aufruf: Kommt nach Dresden und Heidenau!

Nach der WERKSTATT…


21. Juli. 2015

Eine geniale, verrückte, nachdenkliche, hoffnungsvolle und und und… WERKSTATT liegt hinter uns und steckt noch immer in unseren Knochen und unseren Herzen.
Kaum in Worte zu fassen was alles an Aktionen, Musik, Gesprächen, Filmen, Begegnungen, Höhen und Tiefen in dieser Woche da gewesen ist.
Aber hier: für alle die noch einmal ein bisschen in Erinnerung schwelgen oder einfach mal stöbern möchten gibt’s dieses Jahr unzählige Bilder der WERKSTATT-Tage. Ein riesen Dankeschön an Sören, der die ganze Woche unentwegt mit seiner Kamera dabei war und viele Momente einfangen konnte (zu den Bildern weiter unten…).

Ein riesen Dankeschön geht auch an all die Leute, die diese WERKSTATT mit vorbereitet, auf die Beine gestellt und durchgezogen haben und natürlich an alle Bands, Künstler, Referenten, …

Bevor es hier aber erst einmal zur Polenrüste und in die Sommerpause geht, laden wir noch einmal ein zur Inforunde am Dienstag Abend, den 21. Juli um 19.45 Uhr und zum Caféabschluss am Mittwoch, den 22 Juli ab ca. 16 Uhr –
DIE Gelegenheit sich noch einmal hier zu treffen, zu schauen was dieses Jahr bisher in und um die JG so gewesen ist und was noch kommen kann und: die Videogruppe ist schwer dabei bis dahin schon einen ersten Zusammenschnitt für einen WERKSTATT-Film zu basteln. Die nächste Inforunde nach der Sommerpause ist dann am Dienstag, den 01. September – höchstwahrscheinlich mit Überraschungsbesuch aus Israel und natürlich werden wir uns vorher bereits zurückmelden.
Also bis dann ; )

Die WERKSTATT 2015 in Bildern gibt’s bei Facebook und Flickr nach Tagen sortiert:

WKST-2015-Tag1-Theater2

JG-Theater “Das Lichtspielhaus” zur WERKSTATT-Eröffnung

 

Dienstag:
Facebook / Flickr

 

 

 

 

 

 

 

WKST-2015-Tag2-Kaffee-Teig

Arabisches Essen auf der Johannisstraße

 

Mittwoch:
Facebook / Flickr

 

 

 

 

 

 

WKST-2015-Tag3-JoStra

WERKSTATT draussen: Ausstellung, Straßenmusik, arabische Küche…

 

Donnerstag:
Facebook / Flickr

 

 

 

 

 

 

 

WKST-2015-Tag4-FSF

Feine Sahne Fischfilet…

 

Freitag:
Facebook / Flickr

 

 

 

 

 

 

 

WKST-2015-Tag5-Kinderturnier

Zum ersten Mal am WERKSTATT Sonnabend: JG-Kinder-Fussball-Turnier

 

Sonnabend:
Facebook / Flickr

 

 

 

 

 

 

 

 

WKST-2015-Tag6-Marionetten-1

Marionetten-Theater mit Tobias Klug

 

Sonntag:
Facebook / Flickr