Ende September war eine Gruppe aus der JG-Stadtmitte in Israel/Palästina unterwegs – 4 Wochen nach dem Gazakrieg. Neben einer inhaltlichen Überforderung, dem Unvermögen zu Feilschen und Kopfsprüngen ins Tote Meer haben sie viel erlebt. Nicht zuletzt wollen Sie versuchen ihre Eindrücke von den Menschen, welche sie dort getroffen haben, zu formulieren. Die Bilder und die dazugehörigen Geschichten werden sie am 16.11.14 vorstellen.
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr wochenlang auf etwas hinarbeitet und dann zerplatzt es? Sei es eine Prüfung, ein Konzert, ein Treffen, ein Text oder, wie in unserem Fall, ein Prozeß. Wochenlang mussten Sachen hinten an stehen, manche sind gar ganz runter gefallen – Dritte wurden vielleicht gar nicht gesehen. Dies bemerkt man jedoch erst, wenn man aus der Phase der kontinuierlichen Anspannung herausgefallen ist. Doch Anstatt einer Leere merkte man, was wir alles nicht gemacht haben. Und das kotzt einen dann richtig an!
Wir haben keinen Bock uns von einem Gericht unsere Zeit stehlen zu lassen. Verzichten zu müssen, weil Schreibtischtäter ihre Zeit nicht gefüllt bekommen. Wir wollen dem etwas entgegensetzen, auch uns etwas gönnen. Zeit geben, Zeit bekommen, Zeit haben. Dafür wollen wir erneut einen Raum schaffen. Das diesjährige Freitagskino wird sich nicht an der Bibliothek des Widerstandes abarbeiten. Wir werden abwechselnd alte Jahresfilme der JG-Videogruppe zeigen und in der darauf folgenden Woche zeigen wir einen Film, welche die Popcorn!-Gruppe ausgesucht hat. Die Filme werden mal Anspruchsvoll, mal lustig sein oder euch überhaupt nicht gefallen.
Am Montag, dem 10.11.2014 beginnt vor dem Amtsgericht Dresden der zweite Prozess gegen Lothar König. 5 Tage vor Beginn des Prozesses möchte sich Lothar noch einmal persönlich Äußern.
Ein neuer Prozess beginnt. Ob es ein neuer ist oder ob die Ergebnisse des ersten Prozesses weiterhin zählen, ist mir nicht klar. Fakt ist, dass alle Anklagepunkte neu verhandelt werden. Mir gibt es die Gelegenheit, mich bei allen bisherigen Unterstützern von 2013 zu bedanken. Faszinierend, wie viele Leute aus dem gesamten Bundesgebiet sich solidarisiert haben. Das war für mich eine wesentliche Stütze, die mir half den ersten Prozess durchzustehen. Danke.
Die Vorbereitungen und Belastungen auf den neuen Prozess ähneln denen von 2013. Geändert hat sich jedoch meine Einstellung zu dem Verfahren. „Ein Exempel“ heißt ein zurzeit in Dresden aufgeführtes Theaterstück und bringt die vielfältigen Facetten des Prozesses auf den Punkt. Es steht nicht nur eine einzelne Person vor Gericht, sondern es gilt auch, einen Angriff auf das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit abzuwehren.
Der Einsatz hierfür lohnt sich allemal, zumal vom ersten Prozesstag im Jahr 2013 an die Anteilnahme von Menschen im gesamten Bundesgebiet zu verspüren war. Wir benötigen auch weiterhin eure Solidarität und Unterstützung – Tim H. in seiner Berufungs- verhandlung ebenso wie ich für meinen Prozess.
Jena im November 2014, Lothar König, Pfarrer
Wir haben heute im Rahmen der bundesweiten Aktion der Initiative „Keupstraße ist überall“ gemeinsam mit dem Aktionsbündnis gegen Rechts in Jena die „Ernst-Zielinski-Straße“ in Jena-Winzerla in „Abdurrahim-Özüdoğru-Straße“ umbenannt. Zusammen mit ca. 40 antifaschistisch und antirassistisch engagierten Menschen aus Kirche, Gewerkschaft, Vereinen und Initiativen fanden wir uns um 17:00 Uhr an der Ernst-Zielinski-Straße, Ecke Hugo-Schrade-Straße ein. Mit mehreren Redebeiträgen wurde die Opferperspektive und im Besonderen die Geschichte von Abdurrahim Özüdoğru thematisiert, bevor die Straßenumbenennung begann. Im Rahmen der Straßenumbennung wurden zum Hintergrund der Straßenumbenennung sowohl an Anwohner_innen Flyer verteilt als auch in Briefkästen von Bewohner_innen der neuen „Abdurrahim-Özüdoğru-Straße“ gesteckt.
Wir haben uns bewusst für die Umbenennung der Ernst-Zielinski-Straße entschieden. Hier, im Jenaer Stadtteil Winzerla, wohnte Beate Zschäpe bis zum Jahr 1997, in der Hugo-Schrade-Straße befand sich das alte Jugendzentrum „Hugo“ (vormals Winzerclub), in welchem sowohl das NSU-Kerntrio als auch Ralf Wohlleben, André Kapke, Carsten Schultze, Holger Gerlach und andere Neonazis über lange Zeit ungestört und unkritisiert als Neonazis aktiv sein konnten. Wir wollen den Blick auf die Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ richten und wünschen uns, dass die Opfer wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken. Die Opfer des neonazistischen und rassistischen Terrors bleiben unvergessen.
Heute, 17.30 wurden bundesweit in verschiedenen Städten Straßen nach den Opfer des NSU und den Straßen der Sprengstoffanschläge benannte. Diese Aktion wurde durch die Initiative Keupstraße ist überall organisiert. Auch wir haben uns an dieser Aktion beteiligt und veröffentlichen nun hier den dort verteilten Flyer. Ein Bericht mit Fotos wird in den nächsten Tagen folgen.